Mai 28, 2025

Gemeinsam für intelligentes Heizen: Meilensteintreffen beim DFKI Osnabrück

Am 20. Mai 2025 fand in den Räumlichkeiten des DFKI in Osnabrück das Meilensteintreffen des Forschungsprojekts SECAI statt. Vertreterinnen und Vertreter aller Projektpartner kamen zusammen, um gemeinsam die bisherigen Erkenntnisse, Entwicklungen und Herausforderungen der laufenden Arbeiten zu reflektieren. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sich durch intelligente Systeme, zielgerichtete Nutzerkommunikation und fundierte Datenanalyse das Heizverhalten in Mietwohnungen optimieren lässt.

Voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten

SECAI Meilensteintreffen beim DFKI in Osnabrück 2025

Dr. Marieke Rohde, VDI/VDE, stellte einführend die Aktivitäten der Begleitforschung sowie geplante Workshops vor, die im Rahmen von SECAI sowohl den wissenschaftlichen als auch praktischen Diskurs unterstützen. Besonders der menschzentrierte Ansatz wurde durch mehrere Beiträge untermauert.

Maximilian Lowin, Goethe-Universität Frankfurt, präsentierte die im Projekt entwickelten Personas und Ergebnisse einer Umfrage zum Heizverhalten. Die Daten lieferten eine wertvolle Grundlage für die Nutzeransprache – trotz eines vorhandenen Bias, wie Birgid Eberhardt von der GSW Sigmaringen anmerkte. „Die Datenbasis ist dennoch gut verwertbar“, betonte sie.

Erfahrung mit Mietenden und Leitfaden „Perspektive der Anwender:innen“

Annette Hoppe, GSW Sigmaringen, berichtete über die konkreten Erfahrungen in den vermieteten Testwohnungen. Dabei wurde deutlich: Viele Mietende wissen schlichtweg nicht, wie man richtig heizt oder lüftet. Ursachen seien unter anderem fehlende Aufklärung oder Gewohnheiten aus vorherigen Wohnsituationen. Als Antwort darauf entwickelte das Projektteam eine fiktive Figur zur nutzergerechten Kommunikation. Ziel ist es, über diesen Charakter niedrigschwellig Heizkompetenz zu vermitteln. Ein weiteres Ergebnis der GSW Sigmaringen ist der Leitfaden „Perspektive der Anwender:innen“, der auf 20 Jahren Praxiserfahrung und Erkenntnissen aus den Projekten ForeSight, SmartLivingNEXT und SECAI basiert. „Der Leitfaden adressiert alle Phasen der Umsetzung von AAL- und Telemedizinlösungen und hebt hervor, wie wichtig es ist, Nutzende frühzeitig und durchgängig mitzudenken“, so Eberhardt.

Nudging, App und Interaktionssysteme

Julia Diekriede, DFKI, stellte das Nudging-Konzept der SECAI-App vor. Die App informiert Nutzende über konstante Raumtemperaturen, erinnert an Nachtabsenkungen und bietet Empfehlungen über das Smartphone. Jonah Schlieh, Strategion, erläuterte im Anschluss die Interaktionssysteme und die technische Architektur der SECAI-Plattform. Die App ermöglicht Nutzenden nicht nur die Übersicht über Raumdaten, sondern auch KI-gestützte Heizpläne, Wochenvergleiche und das manuelle Ein- und Ausschalten der Heizung. Ziel: Energieeffizienz durch Transparenz und intuitive Bedienung.

Zufrieden aber auch kritisch diskutiert wurden die erreichten Ergebnisse von den Beteiligten Annette Hoppe (GSW Sigmaringen), Maximilian Lowin (Goethe Universität Frankfurt), Marike Rohde (VDI/VDE), Jonah Schlieh (Strategion), Patrick Toddenroth (wibutler) und Michael Jüdiges (wibutler) (v.l.n.r.).
Zufrieden aber auch kritisch diskutiert wurden die erreichten Ergebnisse von den Beteiligten Annette Hoppe (GSW Sigmaringen), Maximilian Lowin (Goethe Universität Frankfurt), Marike Rohde (VDI/VDE), Jonah Schlieh (Strategion), Patrick Toddenroth (wibutler) und Michael Jüdiges (wibutler) (v.l.n.r.).

Intelligente Heiztechnik und KI im Einsatz

Patrick Toddenroth, wibutler, gab einen Einblick in das Smart Building Cockpit. Die Plattform vernetzt Daten aus den GSW-Liegenschaften und erlaubt – auch durch manuelle Anpassungen – ein präzises Feintuning der Heizkreise. Diese Optimierungen bilden die Grundlage für das KI-basierte Lernen von Regelzusammenhängen.

Simon Binz, DFKI, stellte die aktuelle KI-Architektur und den Fortschritt bei der Datenintegration vor. Inzwischen liegen Heizdaten aus allen Wohnungen vor – darunter auch Informationen wie Vorlauftemperaturen, Außentemperaturen und Betriebsmodi der Wärmeerzeuger. Eine besondere Leistung: Die Soll-Vorlauftemperatur wurde erfolgreich aus den individuellen Heizkurvenparametern errechnet.

Wetter trifft Wohnraum

Alexandra Edletzberger, UBIMET, berichtete aus dem österreichischen Teilprojekt, das durch das Österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gefördert wird. Dort wurde unter anderem das Downscaling von Wetterdaten verbessert, sodass nun hochaufgelöste Prognosen mit 100 x 100 Meter Gitterpunkten möglich sind. Der ermittelte Zusammenhang ist eindeutig: „Der Heizbedarf wird vor allem durch einen Zeitraum von fünf Tagen Wetterverlauf beeinflusst“, so Edletzberger.

Ausblick: belastbare Ergebnisse und Praxistransfer

Florian Remark, Strategion, betonte in seinem Fazit, dass man sich nun im dritten Projektjahr befinde und die vergangene Heizsaison die erste echte Datensammlungs- und Lernphase war. „Wir wollen zeigen, dass wir ein belastbares System entwickelt haben, das auch in die Praxis überführt werden kann“, so Remark. Die kostenneutrale Verlängerung um sechs Monate soll genutzt werden, um die Validierung zu stärken und weitere Daten zu sammeln. Die Potenziale für die Verwertung – sei es in Wohnungswirtschaft, Forschung oder Politik – seien hoch.

Christian Liebich vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMWE (ehemals BMWK) zeigte sich beeindruckt: „Es ist faszinierend zu sehen, wie stark der Einfluss jedes einzelnen Mietenden auf das Gesamtergebnis sein kann.“ Er dankte allen Beteiligten für den intensiven Einblick und den wertvollen Austausch.

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